Am Montag 16. November 2020, startet eine Falcon 9 im Rahmen des Commercial Crew Program der NASA, mit dem ersten, regulären Flug zur ISS.
Der Start erfolgt vom Startplatz LC-39A am Kennedy Space Center in Florida:
https://maps.app.goo.gl/hkMxQTFfX9gioSen8
Am 20. April 2020 starteten die NASA-Astronauten Doug Hurley und Bob Behnken, als erste U.S.-Bürger seit 2011 wieder von amerikanischem Boden aus zur Internationalen Raumstation ISS.
Foto: NASA (Sojus)
Nachdem das russische Sojus- Raumschiff fast ein Jahrzehnt lang das einzige Raumschiff war das Raumfahrer zur ISS brachte, fliegt nun auch das amerikanische Crew Dragon- Raumfahrzeug von SpaceX, Regelmäßig den derzeit einzigen Außenposten der Menschheit im Weltraum an.
Foto: NASADie Besatzung besteht aus den drei NASA-Astronauten Flugingeneurin Shannon Walker, dem Piloten/Flugingeneur Victor J. Glover, sowie dem Kommandanten Michael S. Hopkins. Begleitet werden die Amerikaner vom japanischen JAXA-Astronauten, Flugingenieur/Missinsspezialist Soichi Noguchi.
Die vier Raumfahrer bilden die nächste ISS-Expedition 64-65
Foto: NASAEntwicklungsgeschichte Crew Dragon:
Foto: NASA
Im Juli 2011 startete die NASA das Space Shuttle Atlantis vom Kennedy Space Center für STS-135, der letzten Mission des Shuttle-Programms. Es war das letzte Mal, dass ein bemanntes Raumfahrzeug aus den Vereinigten Staaten startete. In den letzten neun Jahren wurden verschiedene bemannte NASA-Programme wie Constellation und das Space Launch System (SLS) verfolgt. Ihre Bemühungen haben jedoch noch nicht zu einem einzigen Besatzungsflug geführt.
Um den Druck auf den Staat zu reduzieren, bemannte Raumschiffe zu entwickeln, wurde 2010 die erste Phase des Commercial Crew Development (CCD) unter der Präsidentschaft von Obama eingeführt. In dieser ersten Phase wurden an Blue Origin, Boeing, Paragon Space Development, Sierra Nevada Corporation und United Launch Alliance insgesamt 50 Millionen US-Dollar vergeben. Im selben Jahr wurden in der zweiten Phase der CCD-Finanzierung Blue Origin, die Sierra Nevada Corporation, SpaceX und Boeing mit 270 Millionen US-Dollar ausgestattet.
Grafik: NASADie Raumfahrzeugkonstruktionen der in Phase 2 ausgewählten Unternehmen wurden anschließend ausführlich bewertet.
Ende 2012 wählte die NASA nur drei Unternehmen aus, um die Entwicklung eines bemannten Raumfahrzeugs zu verfolgen. In dieser jüngsten Phase des CCD-Programms wurden der Sierra Nevada Corporation, SpaceX und Boeing insgesamt 1 Milliarde US-Dollar zur Verfügung gestellt.
Der Dream Chaser von Sierra Nevada Corporation, soll jedoch ausschließlich zu unbemannten, ISS-Frachtmissionen dienen.
Foto: NASA/Sierra Nevada CorporationDer nur teilweise erfolgreiche, orbitale Testflug des Boeing CST-100 Starliner Raumschiffs im Dezember 2019, konnte die NASA Verantwortlichen noch nicht davon überzeugen, den ersten bemannten Flug mit Boeing zu machen.
Foto: NASANach der erfolgreichen DM-1 Mission (17. Jan. 2019 – 8. März 2019), bei der das Crew Dragon Raumschiff, eine bemannte ISS-Mission mit einer Dummy-Puppe simulierte, kam es bei einem nachfolgenden "Static Fire"-Test auf dem SpaceX-Teststand in Cape Canaveral, zur Explosion eines der Rettungstriebwerke und somit dem Verlust der Kapsel.
Die Fehlersuche verzögerte den nächsten Test um mehrere Monate.
Nach erfolgreicher Fehlersuche, starteten die Amerikaner mit einem unbemannten Testflug (DM-1) und schließlich mit ihrer historischen DM-2 Mission, erstmals nach 9 Jahren wieder eigenständig eine bemannte Mission ins Weltall.
Für die bemannte Raumfahrt, wird jedes Mal ein neues Exemplar des Dragon V2 Raumschiffes gebaut.
Gebrauchte Kapseln sollen nicht zum Einsatz kommen.
Das Crew Dragon Raumschiff "Resilience":
Foto: SpaceXDas SpaceX Dragon V2 Raumschiff, ist das innovativere der zwei Prototypen des Commercial Crew Programms.
Im Gegensatz zu Boeing CST-100 Starliner, kann es theoretisch auch ohne Fallschirm, nur mit dem Rückstoß der SuperDraco-Haupttriebwerke landen.
Ähnlich der Falcon 9 Hauptstufe, kann sie zielgenau einen Landeplatz ansteuern.
Leider entschied sich die NASA aus Sicherheitsgründen für die konservative Landemethode, abgebremst durch vier Fallschirme.
Foto: NASADragon V.2 besteht aus zwei Modulen.
Das hintere Servicemodul wird Trunk genannt und beherbergt die Solar-Panelen, die Aerodynamikflossen für das Rettungssystem und verfügt über externen Stauraum für Ladung, die im Vakuum transportiert werden kann.
Foto: SpaceXAußen sind auf der einen Seite Solarzellen angebracht (dunkle Seite) und auf der anderen Seite Radiatoren zur Wärmeableitung (helle Seite).
In der vorderen Kapsel, finden bis zu 7 Astronauten Platz.
Sie ist mit modernsten Navigations- und Steuerungssystemen ausgestattet und findet Ihren Weg zur ISS voll automatisch.
Auch zum Andocken wird keine Hilfe durch die Crew oder den Roboterarm benötigt.
Foto: NASAZur Überprüfung der Systeme, dienen hochauflösende Touchscreens, die bei Bedarf, direkt vor dem Kommandanten und dem Piloten heruntergeklappt werden können.
Foto: NASA
Wie bereits seit längerem bei Sojus-Flügen, dienen Tablet-Computer dem schnelleren Informationsabgleich zwischen Bordcomputer und Astronauten.
Darauf sind hilfreiche Anwendungen wie z.B. Checklisten und Notfallpläne gespeichert.
Notfalls kann das Raumschiff auch manuell mittels Joystick gesteuert werden.
Die wichtigsten Elemente, wie die Steuerungseinheit und die Lebenserhaltungssysteme, können beim Ausfall der Touchscreens zusätzlich über Schalter und Drehregler bedient werden.
Die acht seitlich angebrachten Super Draco-Triebwerke, werden mit Hydrazin und Distickstofftetroxid betrieben.
Grafik: SpaceXSie erzeugen einen Schub von jeweils 73 kN auf Meereshöhe.
Sie dienen nur als Teil des Rettungssystems, obwohl theoretisch auch mit ihnen ohne Fallschirme gelandet werden könnte.
Zur Manöverkontrolle und als Hauptantrieb, dienen vier Draco-Triebwerke, mit jeweils drei Düsen.
Sie sind ebenfalls an den Seiten angebracht und nutzen den gleichen, hypergolen Treibstoff wie das Rettungssystem.
Im Vakuum erzeugen sie einen Schub von jeweils 400 N.
Technische Daten Dragon V.2 (Crew Dragon):
Trockenmasse: 9,6 t
Startmasse: 16 t
Durchmesser: 4 m
Länge: 8,1 m
Innenvolumen Kapsel: 9,3 m³
Innenvolumen Trunk: 37 m³
Antrieb: 4x Draco
Treibstoff: UDMH / N²O⁴
Die Rakete:
Foto: SpaceX
Die Falcon 9 ist das derzeit erfolgreichste wiederverwendbare Trägerraketensystem.
Sie kann bis 10 mal ohne größere Wartungsarbeiten wiederverwendet werden. Bis zu 100 mal, wenn die Triebwerke ersetzt werden.
Der folgende Mission ist der 95. Start einer Falcon 9, seit ihrem Jungfernflug.
Es gab bisher zwei Zwischenfälle, die zum Verlust der Rakete führten
Es ist der 41. Start einer Block 5 (alle erfolgreich).
Dies ist der erste Flug der Hauptstufe SN: B1061.
Landen wird die Hauptstufe auf dem Droneship "Just Read The Instructions" im Atlantik.
Technische Daten Falcon 9 (Crew Dragon - Version):
Höhe: 65 m
Höhe 1. Stufe: 42,6 m
Höhe 2. Stufe: 12,6 m
Durchmesser: 3,7 m
Schub beim Start: 7.607 kN (775,7 t)
Triebwerke 1. Stufe: 9x Merlin 1-D
Triebwerke 2. Stufe: 1x Merlin 1-D VAC (934 kN)
Startmasse (Max.): 549 t
Trockenmasse (1. Stufe): 22,2 t
Trockenmasse (2. Stufe): 4 t
Stufen: 2
Treibstoff: RP-1 / LOX
Max. Nutzlast LEO: 22,8 t
Max. Nutzlast GTO: 8,3 t
Max. Nutzlast zum Mars: 4,02 t
Startkosten: ca. 62 Mio. US$
Wer selbst einmal das Andocken an der Internationalen Raumstation simulieren wollte, kann dies mit dem SpaceX Docking Simulator trainieren:
Das Startfenster öffnet sich am Montag 16. November 2020, um 01:27 Uhr MEZ.
Der Start wird live übertragen:
Das Docking ist für Dienstag 17. November 2020, um 05:00 Uhr MEZ geplant.
Alles live auf NASA-TV:
Update 16.11.2020:
Foto: NASA
Der Start der Falcon 9 war erfolgreich.
Das Crew Dragon - Raumschiff befindet sich nun auf dem Weg zur Internationalen Raumstation.
Auch die Landung der Hauptstufe auf dem Droneship, lief wie geplant.
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